Transformation in Zeiten geopolitischer Veränderungen

Transformation: Kurs halten in herausfordernden Zeiten – DIGISUSTAIN setzt neue Impulse für eine nachhaltige Zukunft

Frankfurt am Main, 7. Mai 2025 – Im Rahmen der dritten Ausgabe der DIGISUSTAIN-Konferenzreihe fand am 7. Mai in Frankfurt die Fachkonferenz „Transformation in Zeiten geopolitischer Veränderungen“ statt. Knapp 100 hochrangige Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft folgten der Einladung der INGLOSUS Stiftung – in Kooperation mit der Melitta Group, Roland Berger, BAUM e.V., der Bundesinitiative Impact Investing sowie mit Unterstützung des Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU) e.V.

Transformation – notwendig, nicht optional

Ziel der Konferenz war es, die Chancen und Herausforderungen der strategischen, digitalen und nachhaltigen Transformation in einem zunehmend instabilen geopolitischen Umfeld zu beleuchten und entsprechende Lösungsansätze herauszuarbeiten. In Zeiten globaler Spannungen wurde deutlich: Die Transformation von Wirtschaft und Industrie ist weiterhin keine Luxusaufgabe, sondern eine Notwendigkeit, für die es nun umso innovativere Lösungen braucht. Dies betrifft sowohl die Umsetzung in Unternehmen und ihren Lieferketten als auch deren Finanzierung.

Im Zentrum standen daher konkrete Transformationspfade u.a. im Kaffeesektor, Strategien zu ihrer nachhaltigen Finanzierung und relevanten regulatorischen Entwicklungen. Highlights waren Keynotes von Livio Stracca, Stellvertretender Generaldirektor für Finanzstabilität der European Central Bank und Jürgen Kern, Chief Sustainability Officer der KfW, flankiert von fünf hochkarätig besetzten Panels und intensivem Networking.

Neue Prioritäten als Chance verstehen

Beate Rosenthal, Partner Global Consumer & Health Platform bei Roland Berger, betonte, dass viele Unternehmen ihre „Quick Wins“ im Bereich Nachhaltigkeit bereits realisiert hätten – nun sei jedoch eine Investitionszurückhaltung spürbar. Ein zentrales Hindernis: der Value-Action-Gap. Während 70 % der Bevölkerung Nachhaltigkeit wichtig finden, sind nur rund 20 % bereit, dafür zu zahlen.

Gleichzeitig rücke Künstliche Intelligenz als neue Priorität in den Vordergrund – mit enormem Potenzial für Ressourceneffizienz, transparente Lieferketten und datenbasiertes Reporting. Rosenthal betont: „Nur wer den Wandel als echten Transformationsprozess mit Zielsetzung, Leadership und Change Management begreift, wird erfolgreich sein.“

Ganzheitlicher Dialog statt Einzelsilos

Susanne Bregy, Geschäftsführerin der Bundesinitiative Impact Investing, betonte den Wert der Veranstaltung als Plattform für sektorübergreifenden Dialog. Ob Unternehmen, Banken, öffentliche Hand oder Datenprovider – gemeinsam wurde über die Finanzierung industrieller Transformation diskutiert: „Auch wenn der Kaffeesektor im Mittelpunkt stand – die Themen reichten weit darüber hinaus.“ Besonders hervorzuheben sei die Tiefe der Debatten und die Expertise der Beteiligten. „Diese ganzheitliche Perspektive sieht man leider viel zu selten“, so Bregy. Gleichzeitig verwies Bregy auf bestehende Herausforderungen: „Trotz einiger sehr hochwertiger Produkte der Banken – etwa von Commerzbank, BNP Paribas und der NordLB – fehlt es noch an spezifischen KPIs sowie an innovativen Finanzierungsinstrumenten, insbesondere aus dem privaten Sektor, einschließlich Private Equity.“

Passend zu diesem ganzheitlichen Ansatz steht bereits ein weiterer Meilenstein bevor: Ab dem 26. Mai 2025 startet die neue Erhebungsphase der Marktstudie „Impact Investing in Deutschland – 2025“ der Bundesinitiative Impact Investing e.V. Die Studie bietet zentrale Einblicke in die Entwicklung des deutschen Impact-Investing-Marktes und unterstützt politische wie unternehmerische Entscheidungsprozesse. Eingeladen zur Teilnahme sind u.a. Asset Owner, Asset Manager, (Investment-)Berater:innen sowie gemeinwohlorientierte Organisationen – auch solche, die bisher (noch) nicht in Impact investieren. Wer teilnehmen möchte, sendet eine E-Mail mit dem Betreff „Marktstudie“ an post@biii.org.

Datentransparenz als Schlüssel zur Finanzierung

Stefan Dierks, Director Sustainability Strategy der Melitta Group, zeigte auf, dass es Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Blended Finance Mixes gjbt: Durch den Nachweis und adäquate monetäre Inwertsetzung von Ökosystemleistungen wie Klima- und Biodiversitätsschutz, z.B. durch die Anwendung von regenerativer Agrarwirtschaft im Kaffeesektor, wird entlang der Lieferkette zusätzliches Einkommen für die Produzenten sowie der Nachweis positiver Impacts für die Akteure der nachgelagerten Lieferkette möglich.

Dazu braucht es neue digitale Infrastrukturen – etwa durch die Lösung IDX, die vergangene Woche von einem Netzwerk rund um die Bertelsmann Stiftung publiziert wurde. Und es braucht konkrete Anwendungs- und Lernbeispiele aus dem Kaffeeanbau, wie z.B. die präsentierten Vorhaben inÄthiopien und Brasilien. Auf Basis der gemachten Erfahrungen kann im nächsten Schritt eine Allianz aus allen relevanten Akteuren eine Skalierung der weiterentwickelten Tools und Prozesse über Landes- und Sektorengrenzen hinweg angehen.. „Es gibt funktionierende Wege zur Transformationsfinanzierung – lassen Sie uns diese gemeinsam gehen“ betont Dierks.

Kooperationen, Mut und Realitätssinn – weitere Stimmen aus der Konferenz

  • „Kooperation ist das neue Kapital“, betonte Bettina Petzold, Head of Corporate Responsibility der Lufthansa Cargo. „Wir investieren kontinuierlich, um Innovationslücken zu schließen.“ Nachhaltigkeit müsse dabei ganzheitlich im Geschäftsmodell mitgedacht werden. Da konventionelle Maßnahmen nur einen maximalen Effekt von 2 % erzielen, seien große Hebel wie Sustainable Aviation Fuel notwendig. Eine zentrale Herausforderung bleibe die globale Verzahnung der Lieferketten und die damit verbundenen begrenzten Einflussmöglichkeiten.
  • Anja Schaks, Senior Product Specialist Sustainability der NORD/LB lobte den offenen Dialog: „Branchenübergreifender Austausch schafft neue Perspektiven.“
  • Yvonne Zwick, Vorsitzende der BAUM e.V. fasste zusammen: „Transformation braucht Haltung und Kapital. Sie gehört ins Kerngeschäft – nicht nur in Berichten. Nachhaltige Entwicklung ist kein Ziel, sie ist der Weg.“
  • Matthias Hübner (Sustainable Finance Cluster) erinnerte: „Nachhaltigkeit und Rendite sind kein Widerspruch – im Gegenteil. Resiliente Geschäftsmodelle sind langfristig erfolgreicher.“ Hübner warb für ein neues Mindset: „Die Transformation ist kein regulatorisches Muss, sondern ein unternehmerischer Wettbewerbsvorteil. Erfolgsbeispiele gibt es – wir sollten sie sichtbarer machen.“ Weiteres forderte Hübner klare Rahmenbedingungen: „Erst wenn CO₂ und natürliche Ressourcen einen echten Preis haben, spiegeln Bilanzen den wahren Wert wider.“
  • Michael Opitz (Hanns R. Neumann Stiftung – HRNS) betonte: „Transformation im Kaffeesektor beginnt nicht im Labor, sondern bei den Kleinbauern – ihre Lebensrealität muss im Mittelpunkt stehen.“ Opitz rief zu mehr Zusammenarbeit auf: „Nur vernetzte Maßnahmen und zugängliche, hochwertige Daten ermöglichen eine wirksame Steuerung des Wandels.“ Für echte Wirkung braucht es laut Opitz mehr Mut: „Wir müssen Wissen strategisch einsetzen, kreativ handeln und Finanzierung an Wirkung koppeln – nicht nur an Output.“
  • Daran knüpfte Annette Pensel (Global Coffee Platform) an und unterstrich: Nachhaltige Wirkung braucht Allianzen und geteilte Verantwortung.
  • David Diallo (goodcarbon) hob das Potenzial der Kohlenstoffmärkte als Hebel für nachhaltige Entwicklung hervor. Entscheidend sei, Kleinbauern für ihre Ökosystemleistungen fair zu entlohnen und die lokale Bevölkerung aktiv einzubinden. Für eine glaubwürdige Wirkung brauche es neue Narrative, klare Nachweise („Proof of Impact“) und eine deutliche Abgrenzung zu Greenwashing. Auch wenn der Markt noch jung sei, wachse die Bedeutung daten- und wirkungsbasierter Ansätze.

DIGISUSTAIN als Plattform des WandelsAus den Diskussionen kann man extrapolieren, dass Innovation, nachhaltiges Wirtschaften und resiliente Wertschöpfungsketten entscheidende Hebel sind, um wirtschaftliche Souveränität zu stärken, technologische Führungspositionen auszubauen und den Wohlstand künftiger Generationen zu sichern. Zugleich bleibt ein sektorübergreifender und offener Diskurs unverzichtbar, um tragfähige Lösungen für eine zukunftsfähige Transformation zu entwickeln.

Darius Maleki, Vize-Vorsitzender der INGLOSUS Foundation und Initiator der DIGISUSTAIN-Konferenz, bringt es auf den Punkt: „Mit der DIGISUSTAIN bringen wir vielfältige Talente, Branchen, Herausforderungen und Innovationen zusammen – mit dem Ziel, nachhaltige Transformation Wirklichkeit werden zu lassen. Wir freuen uns, mit dieser Plattform einen kontinuierlichen Austausch etabliert zu haben.“